... und eigentlich liegt es nur an mir.
Denn ich verstehe die heutige Kommunikation nicht mehr –
oder ich bin einfach zu sehr an die Vergangenheit gebunden, wo man noch den
Telefonhörer in die Hand nahm oder am Tresen, Tisch, Bett, Couch, Küche oder
bei einem Spaziergang Dinge besprach, erörterte oder diskutierte.
Wo ist der sittliche Nährwert, wenn ich ein Urlaubsbild, das
tägliche Selfie, das Laufstreckenprofil, den 1.000ten Blickwinkel des geliebten
Haustieres oder die sportlichen Glanzleistungen des Juniors „liken“ soll?
Oder muss ich sogar „liken“? Damit meine eigenen Freunde
sehen, was für tolle Menschen ich kenne – mich dadurch wiederum selber höher
stelle? Oder soll ich meine Anteilnahme dokumentieren, wenn ich „like“? Das ich
gerade just in diesem Moment an diese Person gedacht habe – was ja nicht wirklich
stimmt, da sie ja „nur“ in meiner Timeline erschien.
Oder ist „liken“ nur eine Art von selbstbestimmter
Kommunikation. So wie früher, als man den wöchentlichen Pflichtanruf bei seiner
Mutter durchführten „musste“ – um einer landesweiten Suchaktion bzw. sich einem
sonst anstehenden stundenlangen „Du-meldest-Dich-überhaupt-nicht-mehr-Prolog
entziehen wollte?
Wollen wir überhaupt noch Kommunikation? Also diese Art von
Kommunikation, wo man Kommunikation nicht nur hört (oder liest), sondern die
man auch anhand von Gesten und Mimiken sieht?
Wahrscheinlich nicht – denn dann wäre es ein aktives
Auseinandersetzen – auf beiden Seiten. Und noch nicht mal dann kann man mit
Bestimmtheit sagen, ob es wirklich eine ehrliche Kommunikation ist. Zu sehr
muss in unserer heutigen Gesellschaft der Schein gewahrt blieben – alles gut –
und wenn nicht, bekommt ich das schon schnell genug selber wieder hin –
alleine.
Oder erfolgt eine aktive Kommunikation nur noch, wenn sich
einer der Kommunikatoren einen nennenswerten Nutzen erhofft?
Also dann doch besser nur „liken“ – eine Teilnahme
signalisieren – aber trotzdem die Selbstbestimmung über die Kommunikation
behalten.
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