Dienstag, 29. Dezember 2015

Vergangenheit und Gegenwart

Sie hatte ihre Worte mit Bedacht gewählt - so kam es mir vor, als ich gestern Abend eine Mail aus der Vergangenheit erhielt. "Vergangenheit" ist in diesem Fall das falsche Wort - zu sehr bestimmte sie in den letzten 3 1/2 Jahren noch immer meine tägliche Gedankenwelt und wahrscheinlich mein Handeln, besonders im Zwischenmenschlichen.

Ich sass auf meinem Sofa - surfte durch diverse soziale Netzwerke - während im Hintergrund gerade der Hamburger Tatort anfing.

"Die Person, an die du gerade denkst, während du das hier liest, ist die Person, die dich gerade am meisten beschäftigt" - wieder so einer der Sprüche, die durch das Netz geistert - dachte ich kurz - als sie mir dabei kurz im Kopf herumschwirrte - unwissend, wie es ihr gerade geht und was sie macht.

"….. auf einen Kaffee treffen …. wenn Du wieder in HH bist …. stelle für mich fest, dass mich unsere Geschichte manchmal noch beschäftigt und ich würde gerne alles versuchen dies zu ändern."

 22.01 Uhr

Sie können sich vorstellen, wie ungläubig ich in diesem Moment geschaut haben muss, als mein Handy den Absender anzeigte.


Vor 3 1/2 Jahren habe ich etwas getan oder besser gesagt - nicht getan ….


Ich denke, wenn man als PersonIdiot eine Entscheidung trifft - auch wenn man vom ersten Tag an weiss, dass es die falsche Entscheidung war - muss man damit lernen zu leben. Zu leben habe ich damit nie wirklich können - es wäre jetzt eine Lüge, wenn ich das behaupten würde - ich hab mich damit arrangiert, es hat mich geprägt - aber ich konnte nie damit leben.


Am Anfang suchte ich noch den Kontakt - Briefe, Schwester, die Bank, die Runde - nicht für meinen Seelenfrieden, sondern zur Erklärung. Ich hatte den wunderbarsten Menschen, den ich kennenlernen durfte, zu tiefst verletzt - und damit kam ich nicht klar - wollte mich erklären - das ich einfach nur riesige Angst in mir trug und noch einiges mehr. Doch sie hatte mich zum Selbstschutz getilgt. 


Zwei SMS pro Jahr - zu ihrem Geburtstag und zu meinem Geburtstag - dass blieb von uns übrig.


Die Worte immer mit Bedacht gewählt - kein Raum für Interpretationen - kein Ausdruck über die Gefühlslage etc. Heute weiss ich nichts mehr über sie, keine Telefonnummer, weiss nicht, ob sie umgezogen ist, verheiratet, glücklich und gesund ist… Und doch würde ich heute noch alles für sie tun - nicht des meinetwillen - bräuchte sie Hilfe.


Sie war die Stärkere von uns beiden - und in vielen Punkten die Reationaldenkende.


"… alles versuchen, dies zu ändern" - ich lese den Satz zwei, drei, sechsmal. Erst bin ich erstaunt, da ich dachte, dass sie das schon seit längerem geschafft hat - dann macht es mich nachdenklich und auch wütend auf mich selber, weil mein Verhalten scheinbar immer noch Auswirkungen auf ihr Leben hat. Warum gerade jetzt? Ich suche nach einem Grund. Steht eine Heirat an? Neuer Partner? Neuer Lebensabschnitt? ….


…. Und dann auch Angst. Die Angst des Vergessens werden - das die Geschichte gelöscht wird. 


Viele Erinnerungen, Momente, Situationen oder einfach nur Bilder fallen mir ein - für Aussenstehende langweilig - für mich aber wichtig.

Überlege am Freitag mich ins Auto zu setzen oder im Januar einen Flug zu buchen - ich möchte, das sie es für sich endlich abschliessen kann.

Beendet werden muss etwas - aber nicht gelöscht - vielleicht lerne ich dann auch damit zu leben.

Eigentlich zu privat 

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